Gedanken eines Informatikers, Mathematikers und Lehrers.

13.01.2006

Y f = f(Y f)

Heute mal etwas Theorie zum Thema λ-Kalkül. Hierbei handelt es sich um eine von Alonzo Church etablierte Theorie zur Ausführung von Funktionen. Hierbei nehmen wir Funktionen als anonyme Funktionen λ an und können die Identität (also die Funktion, die alle Argumente auf sich selbst abbildet) wie folgt darstellen:
    λx.x
Die anonyme Funktion λ bildet ihr einziges Argument x auf sich selbst ab. Wir trennen in diesem Falle die Argumente (also x) von ihrer Anwendung durch einen kleinen '.' ab.

Wenn wir eine Funktion nun auf ein Argument anwenden, schreiben wir es einfach rechts daneben und erhalten im obigen Sinne der Definition der Identität folgende Gleichung:

    (λx.x) 1 = 1
Diese erhalten wird, indem wir die Argumente für die an den λ-Operator gebundenen Variablen einsetzen; die Funktion also auf 1 anwenden.

Nun können Argumente aber nicht nur einfach elementare Werte sein, sondern selbst wiederum Funktionen. Wir könnten also die Identität auch auf sich selbst anwenden und erhielten

    (λx.x)(λx.x) = (λx.x)
Die Identität verändert sich selbst also nicht. Ebenso sehen wir, dass Ergebnisse von Funktionen ebenfalls wiederum Funktionen sein können.

Kommen wir nun zu einer etwas interessanteren Funktion

    Y = (λf.(λx. f(x x))(λx. f(x x)))
und nennen diese Y.

Was passiert nun, wenn wir Y auf f anwenden?

(*) Y f = (λx. f(x x))(λx. f(x x))
Y f ist also eine Funktion, die auf eine Funktion angewendet wird. Wollen wir diese Anwendung noch verfolgen und den rechten Teil der obigen Gleichung etwas vereinfachen, so erhalten wir
    Y f = f((λx. f(x x)) (λx. f(x x)))
nachdem wir (λx. f(x x)) für x in f(x x) eingesetzt haben.

Nun erkennen wir aber, dass wir f auf der rechten Seite der Gleichung gerade auf (*), also auf Y f, anwenden und somit zu der interessanten Gleichung

    Y f = f(Y f)
kommen. Y liefert uns also für eine gegebene Funktion f deren Fixpunkt.

Probieren wir diese Funktion nun einmal aus und versuchen den Fixpunkt der Eins-Funktion (λx.1) zu bestimmen

    Y (λx.1) =
    (λf.(λx. f(x x))(λx. f(x x)))(λx.1) =
    (λx. (λx.1)(x x))(λx. (λx.1)(x x)) =
    (λx. 1)(λx. 1) =
    1
Juhu, es hat geklappt. Der Fixpunkt der Eins-Funktion ist demnach 1.

Wer Spaß daran gefunden hat, möge einmal versuchen, den Fixpunkt unserer oben beschriebenen Identiät auf diese Weise zu berrechnen. Er wird sicherlich erstaunt ob des bestimmten Fixpunktes sein. :)

Das wollte ich eigentlich nur mal gesagt haben. :)

2 Kommentare:

  1. Anonym21:48

    Y = (?f.(?x. f(x x))(?x. f(x x)))
    Y (?x.x) =
    (?f.(?x. f(x x))(?x. f(x x))) (?x.x) =
    (?x. (?x.x)(x x))(?x. (?x.x)(x x)) =
    ((?x.x)x)((?x.x)x) =
    x x
    ?

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  2. Nicht ganz. Aber der Ansatz ist schon recht gut. Die vorletze Ableitung stimmte nicht mehr ganz. Hier wird ja die Identitaet auf (x x) angewendet und die liefert nun mal (x x) dabei zurueck. Es ergibt sich also die folgende Gleichungskette.

    (λx. (λx.x)(x x))(λx. (λx.x)(x x)) =
    (λx. (x x))(λx. (x x))

    Und gerade letztere Gleichung ist eine ziemlich gut versteckte Endlosschleife. Leiten wir nämlich weiter ab, so ergibt sich das Folgende.

    (λx. (x x))(λx. (x x)) =
    (λx. (x x))(λx. (x x)) =
    (λx. (x x))(λx. (x x)) = ...


    Der Fixpunkt der Identität ist also eine nirgendwo definierte Funktion (genannt bottom). Dies liegt wohl anscheinend daran, dass es eine ganze Menge von Fixpunkten in diesem Falle gibt. :)

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